Der Begriff „Bauchtanz" wird von vielen
        Tänzerinnen nicht gerne gebraucht, da er eine
 sehr einschränkende
        Bezeichnung ist:
 Nicht nur der „Bauch tanzt" sondern ebenso die
        Hände, Arme, Schultern, Brustkorb, Hüften, ...
        Ich persönlich finde den Begriff nicht so
        verwerflich, 
weiß doch das Publikum mit dem Wort „Bauchtanz"
        mehr anzufangen als mit der Bezeichnung
 „Orientalischer Tanz".
        Trotzdem versuche ich dem Publikum mit meinen
 Tänzen
        zu zeigen, dass der Bauchtanz mehr ist als nur „Bauch-Gewackel".
        Ich verwende heute die Begriffe „Bauchtanz" und
        „Orientalischer Tanz" als Synonym.
        
         
        
        Der Begriff „Bauchtanz" ist eine Wörtliche
        Übersetzung des französischen Wortes „Danse du ventre". Dieses
        „danse du ventre" wurde dann folgerichtig mit „Belly dance"
        ins englische/amerikanische übersetzt (Belly = Bauch).
        Im arabischen heißt der Tanz „Raks Sharki" was
        soviel bedeutet wie „Orientalischer Tanz", wobei das Wort „Raks"
        aus dem assyrischen kommt und „sich freuen" heißt.
         
        Der orientalische Tanz kam ursprünglich aus
        Schwarzafrika. Dort war er ein Fruchtbarkeitstanz und wurde auch bei
        Geburten getanzt. D. h. die schwangere, vor der Geburt stehende Frau,
        zog sich mit ihren weiblichen Verwandten und Bekannten in ein Zelt
        zurück. Die anwesenden Frauen animierten nun mit Hüftbewegungen die
        Gebärende zum Mittanzen.
        Das soll eine leichte und schnelle Geburt ermöglicht
        haben.
        
        (Auch heute noch wird in einigen Teilen Nordafrika der
        Bauchtanz als Geburtstanz praktiziert. Und auch in
        Geburtsvorbereitungskursen in Europa werden viele Bewegungen verwendet,
        deren Ursprung aus dem Bauchtanz kommt.)
        
        Die Pygmäen, ein zwerghaft kleines Volk, trugen den
        Tanz ca. 2400 v. Chr. nach Ägypten. Dort entwickelte er sich dann
        allmählich zum Schautanz. Eine Weiterentwicklung fand er unter anderem
        zur Haremszeit: 
        
        (Daraus resultiert wohl auch das bis heute
        unausrottbare Klischee vom „Pascha" und den vielen Frauen, die
        nichts anderes im Sinn haben, als ihren „Meister" zu verführen.)
        
        Eines der ersten Bilder Orientalischer Tänzerinnen
        wurden schon um 1400 v. Chr. angefertigt. Man sieht darauf Musikantinnen
        und Tänzerinnen, die außer einem schmalen Gürtel und einem großen
        Kragen nichts tragen. Diese Malerei auf Stuck ist heute im Britischen
        Museum in London zu bewundern.
        1893 traten dann erstmals bei der Weltaustellung in
        Chicago sogenannte Bauchtänzerinnen auf. Das war wohl der Durchbruch
        des Orientalischen Tanzes in einem anderen Kontinent. Nach anfänglichem
        Zögern nahm das Publikum diese „neue und seltsame" Art sich zu
        bewegen an und erlag seiner Faszination.
        Daraufhin hielt der Tanz in den amerikanischen
        Nachtclubs Einzug. Und viele berühmte Theater zeigten z.B. den Tanz der
        Salome.
        Anfang des 19. Jahrhundert wurde der Orientalische
        Tanz auch in Ägypten zum Bühnen- und Showtanz. Zuerst wurde er nur in
        der Gruppe getanzt. In den vierziger Jahren jedoch schafften die ersten
        Solotänzerinnen den Durchbruch. Eine sehr berühmte Tänzerin der 40er
        Jahre ist Tahia Carioca. Sie tanzte später in vielen arabischen Filmen
        und wurde zum großen Star der arabischen Filmwelt.
        In den 50er und 60er Jahren wurden viele Filme gedreht
        bei denen eine orientalische Tänzerin im Mittelpunkt stand und zu
        arabischem Live-Gesang ihre Künste zeigte.
        
        (Kleiner Tipp für Ägyptenreisende: Auch heute noch
        werden in Ägypten diese Filme oft im Fernsehen gezeigt – absolut
        sehenswert!).
        
        In den 70er Jahren kam der Orientalische Tanz dann aus
        Amerika nach Deutschland. Die in Deutschland stationierten
        amerikanischen Soldaten holten ihre Frauen zu sich und mit den Frauen
        kam auch der damals in Amerika sehr populäre Orientalische Tanz. Die
        ersten Lehrerinnen waren somit amerikanische Frauen, die zum
        Zeitvertreib diesen Tanz an die deutschen Frauen weitergaben. Viele Bewegungen
        haben deshalb auch amerikanische Namen (Hip-Drop, Hip-Lift, Body-wave,
        Shimmy,
        ...)
        Heute ist der Orientalische Tanz aus keiner
        Volkshochschule mehr wegzudenken. In jeder größeren Stadt gibt es
        eigenständige Bauchtanzschulen, oder zumindest eine Standart-Tanzschule
        oder ein Sportverein, die Lehrkräfte für diese Tanzart beschäftigen.
        Zu vielen privaten Festen werden Bauchtänzerinnen engagiert und in
        regelmäßigen Abständen werden große Show-Galas veranstaltet, bei
        denen erfahrene Tänzerinnen ihr Können zeigen.
        Mittlerweile gibt es auch viele Einkaufsmöglichkeiten
        und Fachgeschäfte, die Tanzzubehör anbieten und es finden sogar Messen
        statt, die den Orientalischen Tanz zum Thema haben.